Über die Etappe Edelrautenhütte - Planneralm habe ich viel gelesen. Auch der Anstieg zum Großen Geierkogel stellt ein gewisses Fragezeichen dar. Die Etappe an einem Tag zu machen, steht außer Frage, womit die Übernachtung auf der Edelrautenhütte notwendig wird, aber die ganze Anfahrt Logistik deutlich entschärft.
Über die Etappe Edelrautenhütte - Planneralm habe ich viel gelesen. Auch der Anstieg zum Großen Geierkogel stellt ein gewisses Fragezeichen dar. Die Etappe an einem Tag zu machen, steht außer Frage, womit die Übernachtung auf der Edelrautenhütte notwendig wird, aber die ganze Anfahrt Logistik deutlich entschärft.
Anreise via Zug nach Selzthal und wieder zurück nach Trieben. Dort wieder mit dem freundlichen Taxifahrer, der mich nach Judenburg gebracht hat, verabredet und so starte ich kurz vor 18 Uhr zum kurzen Anstieg auf die Edelrautenhütte. Der Taxifahrer will mich, nachdem er erfahren hat, wo ich hinwill, gleich noch bis zum Anfang der Mautstraße bringen, was ich aber dankend ablehne. Ich starte genau dort, wo ich zuvor aufgehört habe.
Den durch Waldarbeiten in Mitleidenschaft gezogenen Weg, habe ich in tadellosen Zustand angetroffen und so erreiche ich alsbald die Hütte. Einzelzimmer bekommen, 02er Stempel und ein ordentliches Abendessen. Später noch mit dem Wirten und zwei Gästen aus Vorarlberg (red ghörig) länger nett geplaudert, aber aus sportlicher Sicht dabei eher ein Bier zu viel getrunken.
Frühstück um 7. Ich bin der Einzige im Frühstücksraum. Los geht's kurz vor halb 8. Nicht gerade warm und etwas windig starte ich trotzdem sehr motiviert in den Tag. Schon vor dem Großen Hengst wird der Wind recht stark und es ziehen auch immer wieder Nebelfetzen vorüber.
Richtung Kleiner Bösenstein sehe ich vor mir einen Wanderer, der aber aufgrund des Wetters, inzwischen sehr windig und nur mehr 6°, seine Tour abbricht und umkehrt. Die Sicht ist inzwischen ganz weg und so passiere ich eher schemenhaft den Kleinen Bösenstein und erreiche die Abzweigung zum Perwurzpolster. Alles ist nass und rutschig, sodass ich sogar einmal richtig ausrutsche. Die Stimmung erreicht zum ersten Mal auf der Tour einen Tiefpunkt. Also zusammenreißen, aufpassen, konzentriert steigen und die Aussicht auf sich besserndes Wetter (laut Wetterbericht) bringen mich dann doch sicher runter.
Später nachgelesen im Peterka-Führer: Abstieg bei Nässe heikel! Stimmt. Wer sich das gemerkt hätte, wäre nicht überrascht worden.
Das Wetter wird auch zunehmend besser und wärmer. Schräg unter dem Perwurzgupf vorbei beginnt die lange Serie der Kogel. Aber zuerst muss der Geierkogel überwunden werden. Wie bereits vorab gelesen, soll es dort inzwischen verseilte Abschnitte geben. Und die finde ich auch vor. Es sind kürzere Seilstücke mit Verdickungen zum besseren Anhalten vorhanden. Nachdem es auch nicht mehr nass ist, ist es im Großen und Ganzen ein steiler Gras/Fels Anstieg, wo man sehr wohl Hände und Füße braucht. Aufgrund der Seilstücke muss man auch nie aufpassen, wo der Weg genau geht. Oben am Hochschwung dann, ist das Ganze auch schon wieder Geschichte und der weitere Weg stellt diesbezüglich keine wirklichen Anforderungen mehr.
Es folgen aber einige Zinken, Kogel, Lucken, Koppen, Spitzen, bis mit dem Übergang beim Großen Rotbühler und dem Blick auf die Planneralm ein ganz spezieller Wandertag seinen Ausklang findet.
Das Wetter ist schlussendlich sehr schön geworden. Die vereinzelten Wolken haben zum Glück die Sonne immer wieder etwas abgeschirmt. Da es weder Schatten noch Wasser auf der ganzen Strecke gibt, muss dies in der Planung auf jeden Fall berücksichtigt werden, abgesehen von der Streckenlänge und den Anstiegen selbst. Die im Peterka-Führer erwähnte mögliche Wasserstelle habe ich nicht gefunden, auch nicht ansatzweise, obwohl ich einmal ein Stück nach rechts gegangen bin, weil es dort vielversprechend aussah.
Vom Kleinen Bösenstein bis zum Plannerkessel habe ich niemanden getroffen und auch nur einmal, ganz weit unten, eine kleine Wandergruppe gesehen. Herrlich einsam.
Da die Plannerhütte geschlossen ist, bin ich im Hotel Grimmingblick untergekommen. Sehr empfehlenswert. Freundlich und zuvorkommen ("Sind Sie Weitwanderer? Sollen wir die Wäsche waschen?"). Ich habe dann auch andere Geschichten von Gästen gehört, wo diese Wanderung erst spät in der Nacht geendet hat, u.v.m. Meine einzigen Nachwehen sind geschwollene Hände. Schauen echt wie aufgeblasen aus. Aber Radler trinken in der Nachmittagssonne geht und beim Abendessen ist wieder alles normal.
Nachdem heute in St Nikolai die Etappe auch schon wieder endet, macht es mir nichts aus, dass es erst um halb 8 Frühstück gibt. Der gestrige Tag war auch nicht ohne. Noch etwas mit der Wirtin geplaudert. Auf meine Frage, ob ich mir ein Brötchen für unterwegs mitnehmen darf, wird dies mit einem "natürlich, soll ich ihnen noch ein hartes Ei kochen?" beantwortet. Wie schon erwähnt: Sehr zuvorkommend.
Das Wetter ist heute gleich von Anfang an schön. Durch den großartigen gestrigen Tag bin ich heute besonders gut gelaunt und motiviert. Plannerkessel und hoch zur Karlspitze geht wie von selbst. Hinten beim Abstieg zur Michelirlingalm begegne ich einem Wanderer mit fröhlich dahin springendem Hund. Ich sage: "Grüß dich, ist das ein lieber junger Hund", er darauf. "Der ist nicht mehr jung, sieht nur so jung aus". Ich schaue ihn daraufhin an und sage grinsend: "Aha, so wie wir". Auch er nimmt meine Bemerkung schmunzelnd zur Kenntnis.
Auf der Alm unten kommt plötzlich eine kleinere Gruppe Kühe wild auf mich zugestürmt. Keine Ahnung, warum sie das gemacht haben, aber ich kann mich schnell hinter einem Zaun absetzen. Danach ist ihr Interesse an mir auch schon wieder schlagartig vorbei und ich kann unbehelligt, 50m weiter, wieder auf den Fahrweg wechseln.
Der Abstieg bis zum Gasthof Perwein ist eine Mischung aus breiter Forststraße und kleinen Waldwegen. Der Straßenabschnitt bis Donnersbachwald ist öde, aber nicht allzu lange. Einen gespritzten Apfelsaft gibt es im Hotel Stegerhof, aber keinen 02er Stempel. Da die nächste Stempelstelle, die Mörsbachhütte, geschlossen ist, wird es dort sicher auch keinen geben. Vielleicht aber noch das Schild "Stempelstelle". Auch das nicht.
Bei der hinteren Mörsbachhütte dann endlich wieder richtige Pfade. Dank der gerade durchgeführten Wegsanierung ist er sehr gut ausgeschnitten. Mit der Gstemmerscharte wird der letzte Übergang erklommen. Der Abstieg entlang des Mößnakarbachs macht auch richtig Laune. Irgendwie passt heute einfach Alles. Nur von Mößna bis St Nikolai gibt es wieder öde Bundesstraße. Egal, mit Laufen wird wenigsten die Zeit auf der Straße verkürzt und dank moderater Steigung auch schnell hinter mich gebracht. Im Gasthof Zum Gamsjäger endet diese Etappe. Kein 02er Stempel. Schnell was trinken und dann schauen, wie ich zurückkomme.
Im Großsölkbach gewaschen und die anderen Klamotten angezogen. Dann raus auf die Straße, um mittels ausgestrecktem Daumen ins Ennstal zu kommen. Nach nicht allzu langer Zeit nimmt mich jemand freundlicherweise mit. Natürlich ein einheimischer Wandersmann, der seinen Hof schon dem Sohn übergeben hat und somit auch viel Zeit zum Weitwandern hat und es auch macht. In Stein an der Enns am Bahnhof steige ich aus. Leider keine Möglichkeit mit dem Zug rechtzeitig nach Öblarn zu kommen. Dort geht in 1.5h ein Zug nach Wien. Den will ich nehmen. Also wieder auf die Straße und Daumen raus. Schon das erste Auto, das kommt, bleibt stehen und nimmt mich bis Öblarn mit.
Zufrieden verspeise ich das Unterwegs-Brötchen auf der Bahnhofsbank in der Sonne mit Blick auf Grimming und Stoderzinken. Warum gibt es hier keinen Getränkeautomaten? Sonst stehen sie doch auch immer auf jedem Bahnhof rum. Die Rückfahrt mit dem Zug durchs Gesäuse ist wunderschön, insgesamt dauert es aber schon etwas länger.