7. Etappe: Zell am See - Pass Thurn - Neue Bamberger Hütte - Hippach

Nur eine Woche später bin ich wieder am 02Aer unterwegs. Danke an Martina, die kein Problem damit hat, dass ich an ihrem Geburtstag erst spät heimkomme. Aufgrund der erfolgreichen letzten langen Etappe habe ich auch diese Etappe etwas herausfordernd angelegt. Nachdem am ersten Tag 48km angesagt sind, will ich am Morgen in Zell am See starten.

Also erfolgt die Anreise sehr spät am Abend und mit Selbstversorgung. Sowohl Abendessen als auch Frühstück. Das Zahlenschloss für den Schlüssel bei der Villa Klothilde bringt mich fast zur Verzweiflung. Nach dem 5. Versuch geht es schließlich auf. Ich beziehe das Zimmer um halb 11 und lege mich gleich schlafen. Abendessen gab es während der Zugfahrt.


Samstag, 13. August 2022: Tag 1


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Nur eine Woche später bin ich wieder am 02Aer unterwegs. Danke an Martina, die kein Problem damit hat, dass ich an ihrem Geburtstag erst spät heimkomme. Aufgrund der erfolgreichen letzten langen Etappe habe ich auch diese Etappe etwas herausfordernd angelegt. Nachdem am ersten Tag 48km angesagt sind, will ich am Morgen in Zell am See starten.

Also erfolgt die Anreise sehr spät am Abend und mit Selbstversorgung. Sowohl Abendessen als auch Frühstück. Das Zahlenschloss für den Schlüssel bei der Villa Klothilde bringt mich fast zur Verzweiflung. Nach dem 5. Versuch geht es schließlich auf. Ich beziehe das Zimmer um halb 11 und lege mich gleich schlafen. Abendessen gab es während der Zugfahrt.


Samstag, 13. August 2022: Tag 1


Tagwache ist kurz vor 6 Uhr. Mein mitgebrachtes Frühstück verspeist und um kurz nach halb 7 geht's los. Niemand ist um diese Zeit unterwegs in Zell am See. Erstes Ziel: Schmittenhöhe, wenn auch nicht ganz zur Bergstation. Der Weg ist neu gebaut und sehr breit angelegt. Immer wieder sieht man den mächtigen Hotelkomplex auf der Schmittenhöhe vor sich. Später kommt auch der eine oder andere Abschnitt auf Versorgungs­straßen dazu.

Kurz vor der Breiteckalm auf einer Weide haben zwei Kühe ein Problem miteinander. Scheint was Ernstes zu sein, denn es geht richtig wild zur Sache. Ich werde glücklicherweise ignoriert.

Hintern Kettingtörl wartet schon die Pinzgauerhütte. Endlich einen Kaffee. Selbst ein 02er Stempel wird aufgetrieben, den eventuell vorhandenen 02er Stempel auf der Schmittenhöhe habe ich bewusst ausgelassen. Herrlich - kurz in der Sonne das Panorama genießen und dann beginnt der lange Pinzgauer Spaziergang.

Der zieht sich über die ganze Länge bis zur Bürglhütte oberhalb von Mittersill. Immer fast ganz oben und mit herrlichem Ausblick in die Hohen Tauern. Natürlich mit Kitzsteinhorn und Großglockner. Es gibt auch zwischendurch eigene geräumige Unterstandshütten für Notfälle. Eine wurde von drei Wanderern zum Übernachten genutzt, schön gelegen bei einem Bach. Sie starten ungefähr um die Zeit, als ich schon bei KM 16 bin. Die haben sicher länger geschlafen als ich. Es folgt eine Alm nach der anderen.

Der Weg ist eigentlich immer klar ersichtlich und ehe man sich versieht, ist man an der einen, nicht so klaren Abzweigung, vorbeigelaufen. Kurz vor der Sonnbergalm bemerke ich den Fehler. Man könnte auch unten weitergehen, um wieder auf den Originalweg zu kommen, aber Strafe muss sein. Also unter der Stromleitung direkt hoch wieder zum 02er Weg.

Als ich am Ende des Spazierganges von oben die Bürglhütte sehe, beschließe ich nicht dorthin abzusteigen und auch diese Stempelstelle bewusst auszulassen. Zu viele Autos, zu viel Trubel. Stattdessen setzt sich der Weg sehr schön über die verfallene Kesselalm zur Sinterbachscharte und dann rüber zur Rosswegscharte fort. Der Abstieg bis Thalbach geht fast ausschließlich auf kleinen Wegen, sodass eine kurze Forststraße zwischendurch fast schon eine willkommene Abwechslung ist.

Bei Thalbach ist die Markierung etwas zwiespältig. Ich folge dem geplanten Weg direkt nach Filzbach. Bei der Pension Oberfilzbach ist alles ruhig. Ich versuche gar nicht erst, jemanden heraus­zu­klingeln wegen dem Stempel. Weiter geht es flach zum Pass Thurn.

Kurz davor werde ich von einem italienischen Paar nach dem Weg gefragt. Ich zeige auf eine provisorische Bachüberquerung mit einem normalen Brett. Beide sehen mich ungläubig an. Obwohl die offizielle Wegbrücke erst in 100 m kommen würde, demonstriere ich die Vertrauens­würdigkeit des Brettes, in dem ich selbst den Bach überquere. Das dürfte beide überzeugt haben und sie folgen. Dann bin ich auch schon beim Berghotel Breitmoos angekommen.

Es bleibt noch Zeit für eine kleine Vorab Mahlzeit. Suppe und ein Radler. Dann das Zimmer beziehen. Geht zum Glück nicht vorne auf die Straße. Hat zwar keinen Balkon, dafür aber gleich beim Fenster beginnt ein Flachdach im Sonnenschein. Ideal zum Trocknen der Wäsche und der Schuhe. Abendessen ist ausgezeichnet. Auch die alte Wirtsstube ist urig. Hätte man von außen gar nicht so vermutet. Zur Feier des Tages gibt es auch mal ein richtiges Bier und einen Nachtisch.


Sonntag, 14. August 2022: Tag 2


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Sonntag, 14. August 2022: Tag 2


Ich starte um halb 8. Der Anfang geht flach dahin und von Schweinegg auf einem neuen Weg hinunter nach Mühlbach. Der Anstieg zum Wetterkreuz und weiter zum Wildkogel beginnt untypisch mit einem schönen schmalen Wiesenweg und nicht auf einer Straße. Nur kurz kommt die Straße als Weg zum Einsatz. Im Wald geht es dann anfänglich steil, später immer flacher werdend zum Wetterkreuz. Hier endet der Wald und man gelangt entlang des Rückens zum Wildkogel immer mit grandioser Aussicht zum Großvenediger.

Der Wildkogel selbst ist gut besucht. Führt doch eine Seilbahn bis 100 m unterhalb des Gipfels. Wie sich das Bild plötzlich ändert. Einsamkeit und Ruhe zu Massenauflauf und Lärm. Daher wird auch hier das Wildkogelhaus ausgelassen. Erst nach dem Gasthof Wolkenstein wird es wieder ruhiger.

Fast eben zieht der Weg zur Herrensteig­scharte und weiter zur Geigenscharte. So geht es echt flott voran. Der weitere Weg bis zum Steinkogel wird schon etwas anspruchsvoller. Einmal gibt es sogar eine kurze Leiter. Auch am Steinkogel sind ein paar rastende Wanderer. Ich fotografiere den Großvenediger zum wiederholten Mal und mache mich dann auf den Abstieg vorerst mal zur Unterburg Hochalm. Dort beginnt die Forststraße bis zur Abzweigung zum Gasthof Rechtegg. Einige Mountainbiker benutzen auch diese Straße und tatsächlich auch mal der eine oder andere ohne Strom.

Bei der vorhin erwähnten Abzweigung, welche auch der Beginn der Tratten­bach­tal­straße ist, hängt ein Schild mit der Aufschrift: Trattenbachtal behördlich gesperrt. Alternativen, um zur Neuen Babenberger Hütte zu kommen: Keine. Während ich so grüble und meine Optionen durchgehe, kommen immer wieder Mountainbike-Gruppen aus dem Tal heraus. Somit entscheide ich auch diese Sperre zu ignorieren und einfach den geplanten Weg weiterzugehen.

Die Entscheidung war richtig. Der Weg ist wieder voll hergestellt. Bei der Staumauer kommt von links ein Mann direkt auf mich zu. Ich befürchte, dass es jemand von der Stausee Betreiber­gesell­schaft ist und mache mich schon auf eine Rüge gefasst. Aber ganz im Gegenteil. Es ist ein freundlicher Salzburger, der es auch nicht versteht, warum das Schild noch da ist. Er erzählt mir aber auch, wie schlimm es nach dem schweren Unwetter ausgesehen hat. Das war gerade mal 14 Tage her.

Es folgen Grundalm und Hochalm. Schlussendlich doch wieder recht steil hoch zum Kröndlhorn mit seiner reichlich verzierten Gipfelkapelle. Irgendwie passt heute die Zeitrechnung nicht. Es dauert heute länger als geschätzt, obwohl ich gefühlt recht zügig unterwegs bin. Aber für eine Fehlersuche bleibt keine Zeit. Ich will was trinken und essen. Also runter zur Neuen Babenberger Hütte, welche ich um halb 5 erreiche.

Die Wirtin sieht mich an und ich sage, dass ich gerne einen Radler hätte. Sie zeigt auf das Schild, auf dem steht, ab 16:00 Uhr nur mehr für Hausgäste. Geistes­gegen­wärtig antworte ich: "Ok, dann hätte ich gerne einen Schlafplatz und dann einen Radler". Als ich die Frage "Haben Sie reserviert?" mit "nein" beantworte, werde ich gleich mal ordentlich gerügt und belehrt. Die Bezeichnung "ein Spontaner" war in meinem Wortschatz bisher noch nie so negativ belegt.

Ich möchte dieses Thema hier auch gar nicht weiter ausschmücken und kommentieren. Schlussendlich hat alles bestens funktioniert. Eine Gruppe hat dank Covid abgesagt und ich habe ein 5er Lagerzimmer für mich allein. Die Küche ist sehr gut und ich wurde auch freundlich und höflich versorgt. Die Tatsache, dass ich, falls die Gruppe nicht abgesagt hätte, abgewiesen worden wäre, stimmt mich immer noch etwas nachdenklich.

Als einzelnes AV Mitglied um 16:30 auf einer AV Hütte nach 9h und 3000hm wandern anzukommen, um dann noch Stunden weiterziehen zu müssen, weil man nicht vorreserviert habe, ist grotesk. Die Hütten sind i.A. an Wochenenden alle im Voraus im Internet auf Monate ausgebucht. Vorher anzurufen, ob was frei ist und falls alles belegt ist und dann trotzdem aufzutauchen, finde ich noch unfairer dem Wirten gegenüber. Es stehen bis Feldkirch noch einige Hütten am Plan. Mal schauen, wie ich das vorab geregelt kriege.

So, jetzt habe ich es doch noch kommentiert.

Das offizielle Frühstück wäre erst spät gewesen. Da wollte ich nicht nochmals negativ auffallen und habe beschlossen, ohne Frühstück zu starten. Das Unterwegs-Brötchen vom Berghotel Breitmoos und die Notfalls-Manner Schnitte sollten reichen. Morgen sollte es ein eher kurzer Tag werden.

Übrigens: Wo mein Fehler in der Zeitkalkulation war, habe ich inzwischen auch herausgefunden. Der Weg im Peterka-Führer geht vor dem Steinkogel über die Sonntags-Hochalm direkt runter. Keine Ahnung, wie lange man für diesen nicht bezeichneten Weg braucht, aber wahrscheinlich doch weniger als ich für die 13 km unten rundum gebraucht habe.


Montag, 15. August 2022: Tag 3


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Montag, 15. August 2022: Tag 3


Los geht es heute kurz vor 6 Uhr. Heutiges Negativ-Highlight wird mit Sicherheit die Gerlosstraße. Auch hier habe ich im Vorfeld einige Optionen durchgespielt. Schlussendlich traf ich die Entscheidung: Wer mitreden will, muss es zumindest einmal gemacht haben. Im Rückblick würde ich sagen: Einmal reicht auf jeden Fall! Aber so weit bin ich noch nicht.

In der kühlen Morgenluft ziehe ich dem Salzachjoch entgegen. Diese frühen Stunden haben auch ihren Reiz, wenn die Sonne sich noch versteckt und ganz langsam die einzelnen Berge mehr und mehr beleuchtet. Nach dem Salzachjoch bis zur Brücke über die Salzach geht's auf Forststraßen dahin. Die auf manchen Karten noch eingezeichnete 2. Brücke gleich nach der Ersten mit dem alten 02er Weg gibt es nicht mehr. Nicht einmal mehr im Ansatz. Aber der neue Ersatzweg kommt bald wieder zurück zum ursprünglichen Weg.

In Königsleiten ist außer ein paar Hundegeher noch nichts los. Der Weiterweg ist eine Abfolge von Schotterstraßen und Waldpfaden. Für mich fühlt es sich an, als einfach nur Strecke machen. Kein Berg, kein Übergang keine Zwischenpunkt, auf den man sich freuen kann. Irgendwann erreicht man den Talgrund mit dem Gerlosbach und folgt ihm am Ufer bis kurz vor Gerlos selbst. Dort ist der Weg am Fluss gesperrt. Eine knapp oberhalb im Wald verlaufende Forststraße ermöglicht eine zur Bundesstraße bessere Alternative. Später landet man wieder am Ufer des Gerlosbaches und dort weiter nach Gmünd.

Entlang des Stausees der sogenannten Gmündner Seemeile kann man die Bundesstraße noch vermeiden, aber kurz vor dem Gasthof Kühle Rast gibt es keine wirkliche Alternative mehr. Der anfänglich im Grünstreifen neben der Straße verlaufende Fußweg endet nach ein paar hundert Meter. Im Gasthof selbst gibt es leider keinen Originalstempel mehr.

Dann beginnt der mühsame Abschnitt auf der Gerlos Bundesstraße. 7 km ohne Gehsteig, immer knapp am Fahrbahnrand. Manchmal kann man außerhalb der Leitplanken gehen, oder die Straßenseite wechseln und immer, wenn ein Fahrzeug kommt (und das passiert leider sehr oft) auf den schmalen Grünstreifen ausweichen. Irgendwann ab der Hälfte ist es mir dann egal. Ich gehe einfach am rechten Straßenrand weiter. Manchmal ist etwas Platz rechts, dann weiche ich aus. Wird schon gut gehen.

Und das tut es auch. Als in Hainzenberg der Gehsteig auftaucht, ist es vorbei. Es ist eine Wohltat, als Fußgänger einen eigenen Bereich von der Straße zu haben. Der Rest ist dann nur noch ein Kinderspiel. Vorbei an der Kirche Maria Rast und entlang der östlichen Talseite bis Ramsau im Zillertal und dann gleich zum Bahnhof Ramsau-Hippach.

Es ist kurz nach Mittag. Der nächste Zug fährt in einer halben Stunde. Da ich keine Unterwegs-Brötchen mehr habe, gehe ich zur nahen Tankstelle und besorge mir eine Cola und zwei Leberkässemmel. Die Zillertalbahn bringt mich nach Jenbach und die ÖBB dann weiter nach Wien, wo ich um kurz vor 18 Uhr ankomme und somit auch rechtzeitig zum Geburtstags-Familien-Abendessen zuhause bin.


So das war es also mit dem 02A für heuer. Ich bin bis ins Zillertal gekommen, was ungefähr 2/3 des Gesamtweges entspricht. Mit den beiden letzten Etappen ist noch ordentlich was weitergegangen. Jetzt kommt der 2-wöchige Familienurlaub und dann ist es Mitte/Ende September und wahrscheinlich zu spät für die hohen Tiroler Übergänge.