Stabile Schönwettertage sind Mitte/Ende Juni rar in Tirol. Als sich ein kurzes Fenster abzeichnet, beschließe ich diese Etappe zu reservieren.
Trotz voller Buchungslage auf der Franz Senn Hütte bekomme ich einen Lagerplatz. Auch auf der Schweinfurter Hütte ist noch so kurzfristig ein Platz frei. Leider gibt es keinen Platz mehr im Ibis in Innsbruck. Damit fällt die Anreise nach Fulpmes mit dem ersten Bus (erste Bahn fährt später und länger) aus, da auch kein anderes Zimmer in Innsbruck zu vertretbaren Kosten aufzutreiben ist.
So entschließe ich mich am Abend noch bis Fulpmes anzureisen und komme um 20:30 im Hotel Donnerhof an. Abendessen gab es im Zug und ich verbringe den restlichen Abend bei zwei gemütlichen Bieren und einem netten Gespräch mit der Besitzerin.
Stabile Schönwettertage sind Mitte/Ende Juni rar in Tirol. Als sich ein kurzes Fenster abzeichnet, beschließe ich diese Etappe zu reservieren.
Trotz voller Buchungslage auf der Franz Senn Hütte bekomme ich einen Lagerplatz. Auch auf der Schweinfurter Hütte ist noch so kurzfristig ein Platz frei. Leider gibt es keinen Platz mehr im Ibis in Innsbruck. Damit fällt die Anreise nach Fulpmes mit dem ersten Bus (erste Bahn fährt später und länger) aus, da auch kein anderes Zimmer in Innsbruck zu vertretbaren Kosten aufzutreiben ist.
So entschließe ich mich am Abend noch bis Fulpmes anzureisen und komme um 20:30 im Hotel Donnerhof an. Abendessen gab es im Zug und ich verbringe den restlichen Abend bei zwei gemütlichen Bieren und einem netten Gespräch mit der Besitzerin.
Frühstück gibt es wieder in Selbstverpflegung, da ich um 6 Uhr starten will, um dem angekündigten Gewitter am Nachmittag zu entkommen. Im ersten Teil stehen die 1300hm bis zur Starkenburger Hütte an. Auf breiten Wegen erreiche ich bald die Knappenhütte. Kurz davor hat ein Sturm ein großes Waldstück verwüstet.
Nach der Knappenhütte wird es deutlich schmaler und in einem Latschenfeld verliere ich sogar kurz den Weg. Mit ein paar Abkürzungen erreiche ich sodann die Starkenburger Hütte auf aussichtsreichem Platz. Leider verdecken viele Wolken die Fernsicht.
Nach kurzem Trinkstop starte ich meinen Anstieg ins Seejöchl. Ich sehe auch einige Wanderer auf dem Weg. Der Querweg unter der Schlicker Seespitze ist schon eine Augenweide. Auch der Weiterweg zum Sendersjöchl ist schön. Noch vor dem Joch überhole ich die letzten Wanderer vor mir. Einsam absolviere ich den Weg meist in Wolken gehüllt und ohne Aussicht ins Oberbergtal und die umliegenden Berggipfel.
Kurz vor der Seducker Hochalm begegne ich dem einzigen Wanderer, der in die entgegengesetzte Richtung unterwegs ist. Der Abschnitt von der Schöne in die Villergrube ist herrlich und aufgrund der Wolken auch etwas geheimnisvoll. Nur selten reißt es etwas auf und ich sehe etwas weiter. Von den möglichen Gewittern ist weit und breit nichts zu bemerken.
Alsbald erreiche ich die Abzweigung ins Große Horntaljoch und dank frühem Start erreiche ich schon um halb Eins die Franz Senn Hütte.
Immer noch weit und breit kein nennenswerter Regen oder Gewitter in Sicht. Gemütlich kann ich mich und die Sachen waschen und diese im Trockenraum aufhängen. Aber der Nachmittag ist lange und ich versuche ein wenig die Zeit mit lesen zu verkürzen. Trotzdem sind es noch einige Stunden bis zum Abendessen. In der Hütte dürften auch einige Gruppen auf Schulung (wahrscheinlich Alpinmedizin) sein. Ein Gewitter bzw. Regen gibt es schlussendlich nicht.
Am Tisch zum Abendessen sitzen wir dann zu sechst: Ein Wanderpaar und eine Dreier-Männer-Wandergruppe. Alle sind so in etwa in meinem Alter und aus Deutschland. So eine richtige Unterhaltung kommt nicht auf, erst später am Abend wird es mit der dreier Gruppe etwas spaßiger. Im hinteren Speiseraum dürfte wohl die Abschiedsfeier vom Lehrgang in vollem Gange sein. Zumindest werden immer wieder viele Schnäpse dorthin serviert. Schlussendlich unterhalten wir uns bis fast 10 Uhr und gehen dann schlafen.
Der Sonntag beginnt wie angekündigt wolkenlos. Ungewöhnlich, aber sehr angenehm ist die Tatsache, dass man vom Frühstück hier was mitnehmen kann. Es werden auch extra Papiertüten dafür bereitgestellt.
Wie meistens bin ich einer der Ersten, der die Hütte verlässt. Einsam zieht sich der Weg über die Obere Villergrube. Schade, dass gestern die Sicht so schlecht war. Einige kleine Serpentinen später stehe ich am Großen Horntal Joch und blicke ins Lüsenstal hinab.
Zuerst felsig, später grasdurchsetzt geht es das Große Horntal hinab. Einige wenige Wanderer sind gerade im Aufstieg. Mehrere imposante Wasserrinnen sind zum Überqueren. Bei der Ersten muss ich sogar etwas suchen, um den Übergang zu finden. Der Weg zur Spielgruben ist von saftigen Wiesen geprägt, die ihr Tauwasser direkt an meine Schuhe und Unterschenkel abgeben. Später am Zirmsteig geht es final etwas steiler auf die Schotterstraße am Talboden kurz vor Lüsens.
Entlang der linken Talseite an einigen Quellen vorbei und später auf einer Forststraße leicht ansteigend geht es weiter nach Praxmar.
Als nächstes stehen 1000hm am Stück auf dem Plan. Schön, teilweise mit ein paar Bäumen und Bächen umgeben, erreiche ich den Zirmkogel. Weiter geht es auf einer leichten Schulter zur Kogelhütte mit herrlicher Aussicht und erfrischenden Brunnen. Ab hier geht es baumlos und ohne Schatten weiter. Einige sauber geschlichtete und mannshohe Steinmänner wurden hier aufgestellt. Ich sage mir immer, wenn ich dort bin, sieht man sicher schon das Joch.
Keine Ahnung wie oft ich das geglaubt und mir wieder eingeredet habe. Zeitweise sind sogar drei Steinmänner gleichzeitig sichtbar - der oberste aber noch sehr klein. Als ich dann dort bin, sieht man es, auch wenn ich mir immer noch nicht 100% sicher bin. Aber diesmal liege ich richtig und so stehe ich recht bald im Satteljoch.
Den Großteil des noch anstehenden Wegs kann man von hier aus einsehen. Man sieht schon die nächste Hütte und das nächste Joch. Bis ich wieder dort oben stehe, beim letzten Übergang, ist es noch ein ganzes Stück.
Zuerst geht mal der Weg ordentlich steil und wild runter. Steine, Steine, Steine noch mehr Steine. Kurz flacher, später wieder in vielen Kehren runter zum Gleirschbach. Dann über die Brücke und wieder leicht ansteigend zur Pforzheimer Hütte.
Dort ist seit langem wieder einmal auf den Wegweisern der WWW-02A angeschrieben. Da der nächste Anstieg auch wieder vollständig in der Sonne geht, beschließe ich hier was zu trinken. Kurz habe ich auch mit dem Kellner gesprochen. Er hat noch nie, was von dem Weitwanderweg gehört. Er wünscht mir aber weiterhin gutes Gelingen und so bin ich nach ein paar Minuten auch schon wieder unterwegs.
Wie habe ich beim vorigen Joch gesagt? Wenn man das Joch sieht, kann es nicht mehr weit sein. Diesmal ist es ganz anders. Da es aber nur 440hm sind, bin ich schneller oben als erwartet. Der Schlussanstieg geht im Zick Zack hoch ins Gleirschjöchl. Herrlich und klar ist auch der Rückblick zum Satteljoch. Wie weit ich doch in der kurzen Zeit wieder gekommen bin.
Lange halte ich mich aber auch hier nicht auf. Der Abstieg beginnt im ersten Teil auch mit steilen kleinen Zick Zack. Später beim Schneeloch, als ich ein Stück dem Bachlauf gefolgt bin, geht der Weg dann sanfter den rechten Hang entlang, bis er schließlich in die Fahrstraße des Zwieselbachtales einmündet. Jetzt nur mehr die letzten einfachen Meter vorbei an der Zwieselbacher Sennhütte bis zur Gruben-Schweinfurter Hütte, meinem heutigen Ziel.
Vor der Hütte gibt es einen schönen, mit Glas überdachten, Vorraum und ich genieße im Schatten und windstill meine Suppe und den ersehnten Radler. Der ständige Wind hat zwar die Hitze etwas erträglicher gemacht, aber irgendwann reicht es.
Bei der Anmeldung bekomme ich die Möglichkeit meinen Lagerplatz auf eine Zimmerlager umzubuchen. Das nehme ich gerne an und so komme ich in einem 5er-Zimmer unter. Duschen und Wäsche waschen, als täglich wiederkehrende Routine, ist als nächstes angesagt. Als ich die Wäsche im Trockenraum aufgehängt habe, kommt jemand die Treppe heruntergehumpelt. Ich frage: Knie? Sie antwortet: Nein - Blasen.
Später sitzt sie mit ihrem Partner und mir in der Gaststube am selben Tisch. Beide sind auf einer mehrtägigen Hüttenrunde unterwegs. Während und nach dem Abendessen unterhalten wir uns noch über alles Mögliche, sie gehen aber dann recht früh schlafen.
Ich betrachte noch einen Bildband, der in der Gaststube aufliegt und höre dabei gelegentlich die Worte Zentralalpenweg und 02A vom Nebentisch. Als ich mit dem Buch durch bin, frage ich kurz nach. Wie sich herausstellt sind die beiden unabhängig voneinander auch am Weitwanderweg unterwegs. Welch ein Zufall.
Der Jüngere ist in Feldkirch gestartet und ist auf dem Weg nach Osten und will es mit einigen wenigen aber längeren Unterbrechungen durchziehen, der andere, etwas Ältere, will nur den Teil Tirol - Vorarlberg aber am Stück in meiner Richtung durchwandern. Damit haben wir genug Gesprächsstoff bis zur Hüttenruhe. Mit Rolli, so heißt der Ältere werde ich somit morgen in Richtung Hochreichscharte unterwegs sein.
Ich will um 7 Uhr los. Er meint aber, dass er lieber 15 Minuten vor mir startet, um einen Vorsprung herauszuholen und ich würde ihn sicher bald einholen. Früh starten ist sowieso notwendig, denn die Wetterprognosen für morgen sind eher schlecht. Zumindest am Vormittag soll es aber noch nicht regnen. Pünktlich um 10 Uhr zur Hüttenruhe gehen wir schlafen.
Als ich nach dem Frühstück um Punkt 7 Uhr losgehe ist das Wetter noch recht passabel. Es gibt auch vereinzelt sogar blaue Stellen am Himmel. Auf den Wilhelm Oltrogge Weg bin ich schon sehr gespannt. Mit dem Hochreichkopf komme ich auch endlich wieder mal über 3000m hinaus. Aber dahin muss ich erst mal kommen.
Zuerst geht es kurz auf der Straße, aber dann biegt der Weg schon ab zur Finstertaler Sennhütte hoch. Ein schöner und abwechslungsreicher Weg ist es, manchmal etwas flacher, dann wieder steiler in Serpentinen. Es dauert schon eine Weile, bis ich Rolli überhaupt sehe. Er ist auch nicht von der langsamen Sorte und steigt weiter zügig hoch. Erst nach der Hälfte des Weges habe ich ihn eingeholt. Kurz plaudern wir noch und Rolli gibt mir seine Nummer.
Weiter oben im Finstertal ist die Landschaft eine faszinierende Steinwüste mit kleinen Seen und vereinzelten Schneeresten. Der kurze Schlussteil in die Scharte selbst ist dann so steil, dass man auch gerne mal die Hände zu Hilfe nimmt. Als ich die Hochreichscharte erreiche ist der Himmel grau und der Ausblick nach Westen voller dunkler Wolken. Der Wind pfeift ebenfalls ordentlich aus dieser Richtung.
Trotzdem steige ich auf den Hochreichkopf hinauf. Es ist nur ein Katzensprung bis oben. Beim Abstieg sehe ich Rolli, wie er gerade die Scharte erreicht.
Kurz nach der Hochreichscharte treffe ich ihn, wie er gerade seine Regenjacke auspackt, denn es beginnt zu regnen und der Wind ist hier im exponierten Gelände sehr stark.
Zum nun kommenden Abschnitt bis zur Niederreichscharte steht im Wanderführer: Sicherungen, schwierige Wegverhältnisse Weg oft abgerutscht, besondere Vorsicht. Daher beschließen wir, auch aufgrund der widrigen äußeren Umstände, diesen Teil gemeinsam zu absolvieren.
Die Querung und der Abstieg am Grat sind nicht ohne. Zum Glück gibt es viele Markierungen und es ist auch alles ausreichend versichert. So schön der Grat bei Sonnenschein im Aufstieg wäre, ich will hier nur runter.
In der Niederreichscharte mein Rolli dann, ich soll wieder mein Tempo weitergehen und so trennen wir uns. Auf dem Weg zum Lauser geht es teilweise etwas windgeschützt und der Regen hat inzwischen wieder fast aufgehört.
Beim Lauser treffe ich zwei junge Wanderer und sie erkundigen sich nach ihrem Weiterweg zur Hochreichscharte. Die Wolken sind nicht mehr so dunkel, deshalb verstaue ich die Jacke wieder im Rucksack. Beim Abstieg in den Österkarkessel und weiter am Wilhelm Oltrogge Weg wird das Wetter immer besser und der Spaß und die Freude an der Tour ist auch wieder zurückgekehrt.
Wild, abwechslungsreich und spannend zieht er sich durch das Obere Acherkar. Als ich die Achplatte erreiche war ich eigentlich der Meinung, dass der Weg nun einfacher weitergeht. Dieser geht aber immer noch anspruchsvoll und jetzt auch noch steil runter.
Erst bei der verfallenen Alten Bielefelder Hütte wird er dann wirklich leichter. Über den Hangweg unterhalb des Wetterkreuzkogels geht es zur Neuen Bielefelder Hütte. Kurzer Trinkstop und den Hüttenstempel geholt. Die hölzerne Gaststube ist sehenswert, hätte ich von außen so gar nicht erwartet.
Durch den Wald geht es weiter zur Acherberg Sennhütte. Ab hier wird der Weg, der Großteils im Wald verläuft, wieder steiler. Vereinzelt werden auch Versorgungsstraßen kurz mitbenutzt.
Zwei Sachen sind hier anzumerken. Stromausfall im Garmin. Was man am Vorabend nicht ordentlich aufladet, wird früher leer. War aber kein Problem. Kleinen Powerpack angehängt und alles funktionierte wieder und das letzte Waldstück des Abstieges war aufgrund von Windbruch unpassierbar. Daher bin ich hier auf der Versorgungsstraße geblieben und da es angenehm bergab ging bin ich es auch gelaufen. Primär nicht wegen dem schneller weiterkommen, eher wegen dem anderen Bewegungsablauf.
In Habichen überquere ich die Bundesstraße und die Ötztaler Ache. Auf der linken Talseite überwindet der Weg eine Talstufe und die im Wald herumliegenden riesigen Felsbrocken zeugen von einem längst vergangenen Felssturz. Davon hat es im Ötztal einige gegeben.
In Tumpen habe ich mein Tages- und Etappenziel erreicht. Das Wetter hat zum Glück auch gehalten.
Da ich noch genug Zeit habe, will ich mich noch in der Ötztaler Ache waschen und dort umziehen. Die führt aber gerade so viel Wasser, dass es nicht geht. Außerdem ist die Bundestraße sehr nahe und sehr laut.
So gehe ich über eine Brücke nach Ried in Richtung eines weiter entfernten Spielplatzes, werde aber schon in Ried selbst fündig. Hier kann ich mich in Ruhe waschen. Schon während dem Waschen und Umziehen wird der Hunger so groß, dass ich gleichzeitig auch beginne, das Unterwegsbrötchen zu essen. Auch den Flask fülle ich zweimal zum Trinken.
Da noch immer etwas Zeit bleibt, verweile ich auf einer Bank nahe der Brücke. Es beginnt nun aber leicht zu regnen und so stelle ich mich unter einen Baum. Aber nicht lange, denn es wird Zeit zur Haltestelle zu gehen.
Aber der Bus kommt nicht zur angegebenen Zeit. Ein Paar das auch hier wartet, schaut immer wieder am Plan und am Handy nach. Mit einiger Verspätung kommt er schließlich doch. Damit ist aber der Anschlusszug wahrscheinlich auch weg. Ich muss allerdings sagen, der Busfahrer drückt ordentlich auf die Tube und macht so einiges an Zeit gut.
So erreiche ich den Bahnhof doch noch rechtzeitig. Gerade als ich am Bahnsteig ankomme fährt der Zug ein. Danke dafür.